Dankbarkeit tut gut

Dankbarkeit tut gut. Vielleicht ihrem Adressaten, in jedem Fall aber der, die sie empfinden kann.

Je mehr Dankbarkeit wir empfinden, desto weniger depressiv fühlen wir uns. Je depressiver wir uns fühlen, desto schwerer fällt es uns, Dankbarkeit zu empfinden.

Wenn es uns nicht gut geht, wir durch Krisen gehen oder auf eine Vergangenheit voll Entbehrungen blicken, fällt es uns schwer, Dankbarkeit in uns zu finden. Manchmal haben wir schlechte Erfahrungen mit diesem Begriff gemacht, weil jemand von uns Dankbarkeit erwartet hat für ein Geschenk, das unsere Bedürfnisse nicht traf oder unser Schmerz über einen Verlust durch die aufgezwungene Dankbarkeit für das, was uns immerhin blieb, zum Schweigen gebracht werden sollte.

Es ist lohnend, eine Dankbarkeit in uns wiederzuentdecken, die nicht an uns vorbeigeht, uns nicht in Etiketten und Moralvorschriften zwängt, nicht unseren Schmerzes übergeht, sondern neben ihm steht. Die golden und warm unser Inneres mit beruhigendem Licht berührt.

Dankbarkeit uns selbst gegenüber stärkt unser Gefühl von Kontrolle und Selbstwirksamkeit. Das also bin ich zu leisten in der Lage. So gut tue ich mir selbst. So viel Fürsorge kann ich mir geben uns so angenehm fühlt sich das an, in meiner eigenen Obhut zu wachsen.

Dankbarkeit anderen gegenüber stärkt unser Gefühl von Solidarität und Verbundenheit. Dann stimmt es also nicht, dass alle Last allein auf unseren Schultern liegt. Denn da gibt es jemanden, der packt mit an. Und sei es auch nur durch ein Lächeln im Vorübergehen, durch ein warmes Wort an einem kalten Tag, durch die zutrauliche Schnauze eines Hundes an unserer erschöpften Hand. Wir sind keine Inseln. Wir sind Teil der Gemeinschaft aller Lebewesen. Manchmal wird für uns gesorgt.

Dankbarkeit der Welt, dem Universum oder dem Zufall gegenüber zu empfinden, lässt uns zu mehr Unbeschwertheit und Leichtigkeit finden. Es ist nicht auszuschließen, dass etwas auch mal gutgeht. Das wir unverhofft und unverdient einfach Glück haben. Dass die Dinge sich zum Schönen hin entwickeln. Dass auch wir mal dran sind. Dass es das Leben manchmal gut mit uns meint.

Du kannst ganz einfach mehr Dankbarkeit in deinem Inneren etablieren. Indem du jeden Abend mindestens drei (oder viel mehr) Dinge aufschreibst, die du an diesem Tag wertgeschätzt hast. Schreib nichts auf, was du meinst, aufschreiben zu sollen (Dass du zu essen hast während andere hungern oder deine Schwiegermutter dir diesen hässlichen Pulli geschenkt hat, den du nicht brauchst). Finde, was du wirklich wertgeschätzt hast: Die ersten warmen Sonnenstrahlen dieses Jahres auf deine geschlossenen Augen in der Mittagspause. Das Knospen der Kirschblüten, das du auf dem Heimweg beobachten konntest. Die herzliche Hand deiner Nachbarin auf deinem Arm, als sie ihr Päckchen abgeholt hat. Das Eichhörnchen auf dem Balkon. Dein Engagement, diese Liste zu führen.
Du kannst auch mal nachdenken, welchen Personen in deinem Leben du etwas verdankst. Vielleicht sind es nicht viele. Aber den Lehrer, der dich wider dein Zweifeln aufs Gymnasium schicken wollte, den gab es doch. Oder die Gynäkologin, die dir erklärt hat, wenn Sex weh tut, dann liegt es nicht an dir, sondern an ihm. Der Vermieter, dem deine Worte mehr bedeutet haben als deine Schufa-Auskunft.
Ich bin sicher, auch deine Beziehungsperson hat viel für dich getan.
Wenn Du erst einmal den Samen der Dankbarkeit in die gepflanzt hast, wirst du sehen, wie leicht es dir fällt, immer mehr von diesem Gefühl zu empfinden. Und du wirst feststellen, wie nur wenige Abende der Dankbarkeitspraxis deine Stimmung aufhellen.

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